3. Südostbayerische Bonsaitage in Burghausen 2008

Nach dreijähriger Pause fand in Burghausen am 13. und 14. September 2008 wieder eine überregionale Bonsaiausstellung mit Ausstellern aus dem gesamten bayerischen und österreichischen Raum statt. Angeregt durch das Niveau und Konzept der bisherigen Ausstellungen, konnten von den Bonsaifreunden-Alztal für die 3. SOBBT über 30 Aussteller gewonnen werden. Diese legten sich mächtig ins Zeug und brachten ihre besten Stücke mit. So konnten, bestehend aus 70 Yamadori und 80 Shohin, den überwältigten Besuchern 150 hochwertige Bonsai – jeder auf Tisch und mit Akzentpflanze - präsentiert werden.

Mit dem neuen Konzept, eine Ausstellung nur aus Shohin und Yamadori bestehend, wollten wir etwas Besonderes und bisher nicht da gewesenes schaffen. Dies gelang uns insbesondere darin, dass die Außenreihen des Ausstellungssaals nur mit Shohin bestückt waren, die alle in Augenhöhe platziert wurden. So gegenüber gestellt, bildete die kleinste Bonsaikategorie einen beindruckenden Kontrast zu den größeren Yamadori, die den mittleren Saalbereich ausfüllten.

Im Demoraum fand parallel eine kleine Sonderschau der Klappspaten AG statt, in der die Mitglieder der Arbeitskreise: Bonsaiclub Salzburg, Bonsaifreunde-Holledau und Bonsaifreunde-Alztal einige - auf Treffen entstandene Gestaltungen - präsentierten. Die 14 hier gezeigten Bäume sollten veranschaulichen, welch gute Ergebnisse durch gemeinschaftliche Unterstützung – bestehend aus Rat und Tat - dort im großen Kreis entstanden sind. Da es sich hier um Pflanzen handelte die großteils erst seit knapp 2 Jahren in Bearbeitung sind, waren die meisten noch stark gedrahtet und noch nicht in der richtigen Schale. In dieser Sonderschau ging es jedoch nicht darum perfekte Bonsai auszustellen, sondern ein paar unserer bisherigen Arbeiten der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Als Demonstrator konnte u.a. Karl Thier gewonnen werden , der an einer bestens vorbereiteten österreichischen Schwarzkiefer den Weg des sanften und schonenden Extrembiegens veranschaulichte. Seine Tipps und Erklärungen zu diesem Thema waren sehr wertvoll und könnten bei gebrauch so manchem Yamadori das Überleben erleichtern.

Des weiteren gestaltete unser AK-Mitglied Gerhard Vorderwülbecke eine doppelstämmige Hakenkiefer in seiner unverwechselbaren Weise zu einem harmonischen und natürlich wirkenden Gesamtwerk. Hier zeigte sich wieder, dass er mit seiner langjährigen Kiefernerfahrung ein Meister seines Faches ist. Nach der Hauptdemo kreierte er im kleinen Kreis aus einer Bergkiefer noch einen weiteren seiner unverwechselbaren ´Brezen-Shohin´.

Wie schon auf den 1.SOBBT, war auch dieses Mal Herbert Winkler wieder unter den Demonstratoren und bewies erneut sein Können bei der Gestaltung eines Lärchen-Literat. Als erfahrener Workshopleiter verstand er es bestens den Zuschauern sein Wissen leicht verständlich zu vermitteln.

Unser Arbeitskreisleiter Werner Gieschler zählte ebenso zum Kreis der Demonstratoren und beeindruckte das Publikum damit, dass er mit wenigen Handgriffen aus einfachstem Baumschulmaterial wunderbare Pre-Bonsai erschuf und veranschaulichte so, dass mit dem richtigen Material und ausreichend Grundkenntnissen auch aus unscheinbaren Pflanzen interessante Bonsaizöglinge entstehen können.

Am Sonntag Nachmittag wurde die Veranstaltung von einer japanischen Delegation besucht, die zu der Zeit Gast von Walter Pall war und diesen auf unsere Ausstellung begleitete. Die Delegation bestand aus:
Herrn Seiji Morimae, einem der weltgrößten Bonsaihändler, Bonsaiphilosoph, Künstler, Shohin-Fachmann, Herausgeber eines Bonsai- und Suisekimagazins mit über 50.000 Auflage.
Frau Mariko Gomi, Assistentin von Herrn Morimae und Kuratorin eines Bonsaimuseums in Japan.
HerrnYoshi Nakamitsu, Bonsai Network, u.a. Agent von Kimura und Kobayashi.

Die japanischen Gäste waren laut Übersetzung durch Walter Pall von der Qualität fast überwältigt. Herr Morimae war noch nie in Europa, jedoch schon oft in Amerika. Er hatte in etwa das dortige Niveau erwartet und war sichtlich begeistert von dem, was er hier vorfand. Er wird deshalb wahrscheinlich einen Artikel über die Veranstaltung in seinem Magazin bringen. Besonders angetan und überrascht wirkte er, beim Anblick einer von Werner Gieschler selbst gebauten - ganz im japanischen Stil gehaltenen - Mini-Tokonoma, da er so etwas bisher noch nie gesehen hatte. Verwunderte Blicke entstanden, als Herr Morimae auf seinem ersten Rundgang sich plötzlich vor einer ca. 300 jährigen Mugo-Kiefer von Reiner Wolf ehrfürchtig verbeugte. Später erklärte unser Ehrengast dem Publikum, dass Japaner den Glauben haben, in sehr alten Bäumen lebe ein Baumgeist und diesen wollte er damit ehren.

Herr Morimae hatte sich dann zu unsrer großen Freude sogar bereit erklärt, eine lange und ausgiebige Baumbesprechung durchzuführen. Dies ist für Japaner außergewöhnlich und in diesem Umfang auch noch nicht da gewesen. Der Ausstellungssaal war dabei streckenweise gepackt voll. Die Baumbesprechungen waren äußerst lebendig und wirklich hilfreich. Herr Morimae fertigte anschließend von jedem besprochenen Baum eine rasche Pinselzeichnung von hoher Qualität an. Offensichtlich war das Publikum sehr angetan. Wir denken, das hat der Veranstaltung noch ein sehr schönes I-Tüpfelchen aufgesetzt.

Zum Abschluss wurde Herr Morimae dann öffentlich von Walter Pall gefragt, was er von der Ausstellung hier und überhaupt von Bonsai in Europa hält. Laut seiner Übersetzung war die Antwort ungefähr so: "In Europa bin ich zum ersten Mal, in Amerika war ich jedoch schon häufiger. Ich bin sehr positiv angetan von dem Niveau in Europa, das ich so bei weitem nicht erwartet habe. Ihr seid auf einem sehr guten Weg. Ich kann und will euch da keinen Rat geben außer 'machen Sie unbedingt so weiter'. Es ist nicht so, dass Japan and der Spitze der Bonsainationen steht und alle versuchen sollten, Japan zu kopieren. Ich denke, dass Sie von Japan viel lernen können, aber Sie sollten es für sich selber umsetzen und Ihren eigenen Weg weiter gehen."

Somit endete ein anstrengendes und ereignisreiches Wochenende. Doch was bleibt ist nicht die Erinnerung an die viele Arbeit und die lange Vorbereitung, sondern an die vielen leuchtenden Augen und strahlenden Gesichter. Die Freude mit einer großen Bonsaifamilie aus alten und neuen Freunden eine schöne, wenn auch leider zu kurze Zeit verbracht zu haben.

Abschließend möchten wir uns noch bei allen Besuchern, die den weiten Weg nach Burghausen nicht gescheut haben ganz herzlich bedanken. Besonderer Dank gebührt jedoch - neben unseren AK-Mitgliedern und ihren Angehörigen - vor allem den zahlreichen Ausstellern, die mit ihren herrlichen Bäumen und durch ihre ehrenamtliche Mithilfe die 3. SOBBT erst ermöglicht haben.

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